Bäumige Attraktionen in Winterthur

Winterthur ist nicht nur Kulturstadt, sondern auch Naturstadt. Unsere Reporterin hat sich auf die Suche gemacht, nach den schönsten grünen Oasen der Stadt.

Von Maja Rutishauser

Es ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, aber Winterthur ist reich an grosszügigen Parks, schönen Aussichtspunkten und lauschigen Plätzen. Die Wälder in der Nähe sind beliebte Naherholungsgebiete. Sie sind ideal fürs Joggen und Radfahren. Zudem bieten sie reichlich Gelegenheit, um sich vom Studienstress zu erholen. Das Gute daran ist, dass die schönsten Orte problemlos vom Stadtzentrum aus erreichbar sind. So lohnt es sich allemal, während einer Zwischenstunde oder für eine kreative Denkpause den Campus zu verlassen und die nahe Umgebung zu erkunden.

Machen wir uns also auf den Weg und schauen, was Winterthur zu bieten hat.

Parkanlage Heiligberg 

Dieser Park ist der Geheimtipp schlechthin. Auf dem Heiligberg gelegen bietet er einen fantastischen Ausblick über die Altstadt und das Quartier rund um den Bahnhof. Auch die Gebäude der Departemente T und L sind gut erkennbar. So geniesst man für einmal einen ungewohnten Blick auf seinen Studienort. Bänke laden zum Verweilen ein. Ein Brunnen plätschert beruhigend und uralte Bäume beeindrucken durch ihre Grösse. Aber nicht nur das: Die grosszügige Gartenanlage ist berühmt für ihren einzigartigen Rosengarten mit seinen rund 300 verschiedenen Rosenarten. Winterthur-Tourismus bezeichnet diesen Ort berechtigterweise als „echte Perle“.

Heiligberg

Ausgangspunkt: Departement T an der Technikumstrasse

Benötigte Zeit: 5 min

Wegbeschreibung: Richtung Hauptbahnhof gehen. Nach 100 Metern links in die Turmhaldenstrasse einbiegen. Dann alles den Hügel hinaufsteigen.

Gallispitz

Der Gallispitz befindet sich auf der anderen Seite des Bahnhofs, auf dem Wolfensberg. Dieser Aussichtspunkt liegt oberhalb eines Rebberges, wo ein Wein gleichen Namens produziert wird. Bei guter Sicht kann man die Churfirsten und den Säntis in der Ferne erblicken. In der Nähe liegt auch die „Chöpfi“, ein Ort mit skurrilen Sandsteingebilden, die über Jahrtausende durch die Witterung geformt wurden.

Gallispitz

Ausgangspunkt: Departement L oder W am St. Georgenplatz

Benötigte Zeit: 20min

Wegbeschreibung: Vom Campus der Wülflingerstrasse entlang bis zur Bushaltestelle „Tellstrasse“ gehen. Dann rechts weiter auf der Feldstrasse. Schon bald sieht man die Kirche von Veltheim. Von dort geht es den Hügel hinauf, immer der Trottenstrasse entlang.

Walcheweiher

Die drei Walcheweiher liegen mitten im Lindbergwald. Dieses riesige Waldgebiet ist für Spaziergänge oder Joggingrunden genau das Richtige. Wer es entspannter mag, lässt sich an einer der zahlreichen Feuerstellen nieder und geniesst die Natur. Mit etwas Glück kann man sogar Eisvögel beim Fischen beobachten.

Ausgangspunkt: Bahnhof

Benötigte Zeit: 20min

Wegbeschreibung: Bus Nummer 3 Richtung Rosenberg bis Haltestelle „Bachtelstrasse“. Von dort 100m weiter der Strasse entlang und dann rechts in die Rosentalstrasse abbiegen. Diese führt direkt zu den Weihern.

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Top10 der Schweizer Twitter-User

Von Florian Imbach

Diese Liste habe ich im Rahmen meiner Recherchen für einen Beitrag zum Thema Twitter erstellt. Die Top10 der Schweizer Twitter-User nach Anzahl Followern. Die Anzahl Follower sagt natürlich nicht per se etwas über die Qualität des Accounts aus, sondern in erster Linie über die Reichweite. Die Liste wird fortlaufend überarbeitet und kann für Twitter-User hier abonniert werden. Neuzugänge oder noch nicht übernommene Veränderungen bitte an zurichlive.

1. Michelle Hunziker (350’000)
2. Tina Roth Eisenberg (280’000)
3. Sepp Blatter (220’000)
4. Fabian Cancellara (125’000)
5. Benoît / Diablox9 (93’000)
6. Lucas Wyrsch (67’000)
7. Romeo Micev (38’000)
8. Stanislaw Wawrinka (32’000)
9. Rene Petry (16’000)
10. Viktor Giaccobo (14’000)

Update am 13.3.2012.

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Kung Fu Panda 2: Charakterentwicklung vorhanden

Von Stephan Eisler

Po der Panda hat es geschafft: Er wurde der legendäre Drachenkrieger und hat mit seinem Kung Fu die Heimat gerettet. Nur ist es jetzt aus mit der Ruhe. Ständiges Trainieren ist angesagt, denn der nächste Bösewicht steht schon auf der Matte. Es ist Lord Shen der Pfau, welcher mit seinen Feuerwaffen alle Kung-Fu-Kämpfer auslöschen will. Klar, dass sich Po und die Furiosen Fünf Shen und seinen Horden stellen. Doch der etwas langsame Po hat schon genug mit sich selbst zu kämpfen, seit er kürzlich herausfinden musste, dass ihn sein Vater, der Kranich, nur adoptiert hat. Sollte Po seine Identitätskrise nicht bald überwinden, steht das Schicksal des ganzen Landes auf dem Spiel…

Normalerweise sind Sequels lukrativ für Kinobetreiber und Filmindustrie, aber selten ein Genuss für das Publikum. Zu platt sind die Stories, zu wenig Tiefgang haben die Charaktere, allzu bekannt sind die aufgewärmten Gags. „Kung Fu Panda 2“ ist da eine willkommene Ausnahme. Die bekannten Figuren aus dem ersten Teil sind nicht einfach zu blossen Kopien ihrer selbst degradiert worden, sondern man hat eine Charakterentwicklung zugelassen. Und das hilft der Story ungemein dabei, Tiefgang zu entwickeln. Wer den ersten Teil mochte, wird mit der Fortsetzung seine Freude haben. Liebhaber von Animations- und insbesondere Kung-Fu-Filmen sollten überhaupt mal einen Blick auf die Serie werfen. Wer nicht auf knuddlige Tierchen steht, ist mit Bruce Lee aber wohl besser beraten.

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Die erste Bilanz der amtlichen Tieranwältin

Zwei Kaelber

Nicht mehr ein unabhängiger Tieranwalt, sondern das kantonale Veterinäramt ist seit Anfang 2011 für die juristische Vertretung der Tiere in Strafverfahren zuständig. Tierschutzorganisationen sind noch immer sehr skeptisch.

Von Florian Imbach

In einem ist sich Tierschutzexperte Gieri Bolliger ganz sicher: «Die Abschaffung des Tieranwalts war schlecht.» Und er habe immer noch Bedenken gegen die neue Rolle des Veterinäramts. Bolliger ist Geschäftsführer der Stiftung Tier im Recht, die die Schweizer Tierschutzstrafpraxis genau verfolgt und jeden einzelnen Fall protokolliert. Bolliger sieht die Interessen des Tieres nicht mehr genügend gewahrt. «Ich bin nicht sicher, ob das Veterinäramt immer im Sinn des Tieres handelt. Oftmals stellt sich die Frage, ob ein Entscheid weitergezogen werden soll oder nicht. Da entscheidet ein externer Tieranwalt unabhängiger als eine Stelle in der Verwaltung.»

Auch andere Organisationen sind skeptisch. Andrea Danzeisen von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten sagt: «Ich bin davon überzeugt, dass das für die Tiere und den Tierschutz negative Auswirkungen hat.» Doch weder «Vier Pfoten» noch «Tier im Recht» können konkrete Anhaltspunkte liefern, dass die neue Regelung auch wirklich schlechter funktioniere. Es sei schwierig, ohne ofizielle Zahlen und ohne Einsicht in die Fälle eine Bilanz zu ziehen, sagt Tierschutzexperte Bolliger. Die Kritik der Organisationen ist grundsätzlicher Natur.

Ein emotionales Thema

Diese Kritik kann die Adressatin nicht nachvollziehen. Regula Vogel leitet das Veterinäramt. Ihr Amt ist alleine verantwortlich für die Wahrnehmung der Parteirechte der Tiere, nachdem der Kantonsrat die Stelle des externen Tieranwalts auf Anfang 2011 abschaffte. Sie sagt: «Die Aufgabenerfüllung läuft doch nicht grundsätzlich anders als bei einem externen Tieranwalt.» Das Veterinäramt setze sich fürs Tier ein, egal, ob es dar um gehe, Missstände vor Ort zu beheben oder eben neu seit Anfang 2011 die Parteirechte in Verfahren wahrzunehmen. «Tierschutz ist ein emotionales Thema. Auch weil Leiden und Angst nicht genau messbar sind und eingeschätzt werden müssen.»

Doch wie steht es um die Unabhängigkeit der amtlichen Tieranwältin? Als Teil der Verwaltung könne sie die Tierrechte nicht unabhängig wahrnehmen, befürchten Tierschutzorganisationen. Die zuständige Veterinäramtsmitarbeiterin Ursula Wirz arbeitet zu rund 40 Prozent als Tieranwältin und zu 60 Prozent führt sie andere juristische Tätigkeiten im Veterinäramt aus. Die Amtsleiterin sieht darin kein Problem: «Sollte es Verknüpfungen im Amt geben oder unsere Rechtsanwältin persönlich befangen sein, würde ein externer Anwalt eingeschaltet, der entsprechende Erfahrung hat.» Dies sei überdies auch der Fall, wenn die amtliche Tieranwältin länger abwesend sei.

Die Wahrnehmung der Parteirechte in Strafverfahren wegen Tierschutz laufe gut. Die Kosten würden sich wohl im gleichen Rahmen wie damals beim externen Tieranwalt bewegen, also bei rund 80 000 Franken jährlich. Nach einer ersten Hochrechnung des Amts seien dieses Jahr rund 230 Fälle neu eröffnet worden, deutlich mehr als die 176 Fälle im letzten Jahr. Thematisch seien die Fälle mit jenen früherer Jahre vergleichbar, sagt Vogel. «Auffallend ist der hohe Anteil an Hundefällen.» Diese hätten zugenommen, weil solche Fälle oft gekoppelt seien mit Verstössen gegen das Hundegesetz. Doch hatte die amtliche Tieranwältin offenbar auch gröbere Fälle zu betreuen: «Es gab auch Einzelfälle von Tiermisshandlung », bestätigt Vogel.

«Verpasste Chance»

Die Umstellung auf die amtliche Tieranwältin ging nicht ohne Schwierigkeiten über die Bühne. Die Behörden informierten das Veterinäramt laut Vogel anfangs nicht in allen Fällen über Tierschutzverstösse, trotz entsprechender Vorschrift im Tierschutzgesetz. Heute sei die Mitteilungsdisziplin aller Beteiligten aber gut, sagt Vogel. In diesem Zusammenhang wäre die Tierschutzverordnung hilfreich, sieht sie doch eine zusätzliche Meldeplicht für Staatsanwaltschaften und Statthalterämter vor, wenn diese ein Tierschutzverfahren eröffnen.

Ein Mangel an Informationen stört auch Antoine Goetschel. Der ehemalige externe Zürcher Tieranwalt spricht von fehlender Transparenz und einer verpassten Chance: «Das Veterinäramt informiert nicht über seine strafrechtlichen Tätigkeiten. Wir wissen nicht, was sie genau machen oder ob sie überhaupt etwas machen.» Einmal im Jahr in einem Bericht ein paar Zahlen zu veröffentlichen, genüge nicht. Das Amt müsse laufend informieren, auch mit anonymisierten Fällen. Dadurch, dass das Veterinäramt «den Deckel drauf halte», fehle eine präventive Wirkung, die potenzielle Tierquäler abschrecken könnte. «Es bleibt ein ungutes Gefühl », fasst Goetschel zusammen. Sein Wissen gibt er nun im Ausland weiter, wie er sagt. Er schreibt an einem Buch, das 2012 erscheinen soll unter dem Titel: «Tiere klagen an».

Dieser Text erschien gedruckt am 30. Dezember 2011 in den Zeitungen „Der Landbote“ und „Zürichsee-Zeitung“. Verwendung nach Rücksprache mit dem Autoren Florian Imbach.

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Dutzende neue ZHAW-Professoren

Christian Hinderling (ZHAW)

Christian Hinderling ist einer von 32 neuen ZHAW-Professoren (hier anlässlich des Wädenswiler Chemie-Tages 2010)

Von Florian Imbach

Der Fachhochschulrat des Kantons Zürich bestimmt, welche Fachhochschuldozenten dem Professorentitel würdig sind. Wie nun bekannt wurde, hat der Rat anfangs Dezember einige der begehrten Titel vergeben. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die grösste Fachhochschule im Verbund, erhält ganze 32 neue Professoren. Das bedeutet: 32 Dozentinnen und Dozenten der Schule erhielten per Beschluss des Fachhochschulrates den Titel „Professor/in ZFH“.

Name Departement Tätigkeit
Oya Atalay Architektur Leiterin Studiengänge Bachelor und Master in Architektur
Heidrun Becker Gesundheit Stv. Leiterin Forschung & Entwicklung Ergotherapie
Claudia König Gesundheit Leiterin Forschung & Entwicklung Hebammen
Hannu Luomajoki Gesundheit Leiter Masterprogramm muskuloskelettale Physiotherapie
Maria Müller Staub Gesundheit Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Karin Niedermann Schneider Gesundheit Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Jessica Pehlke-Milde Gesundheit Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Michaela Albl-Mikasa Linguistik Dozentin für Dolmetschwissenschaft und Angewandte Linguistik
Nicole Rosenberger Staub Linguistik Stv. Leiterin Institut für Angewandte Medienwissenschaft
Peter Stücheli-Herlach Linguistik Leiter CAS Politische Kommunikation
Patrick Studer Linguistik Leiter „Language Competence and Knowledge Development“
Christian Hinderling Umweltwissenschaften Leiter Institut für Chemie und Biologische Chemie
Stefan Jäschke Umweltwissenschaften Leiter Kompetenzgruppe Immobilienmanagement
Bertil Otto Krüsi Umweltwissenschaften Leiter “Head Unit Vegetation Analysis”
Thomas Ott Umweltwissenschaften Leiter Forschung FS Datenanalyse & Statistik
Marcel Schär Psychologie Leiter MAS Systemische Beratung
Marc Schreiber Psychologie Leiter Studiengang MAS ZFH in Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
Michael Zirkler Psychologie Leiter Arbeits- und Organisationspsychologie im Studium
Jörg Agarico Technik Dozent für Produktionstechnik, Projekt- und Qualitätsmanagement
Ruprecht Altenburger Technik Dozent für Regelungstechnik
Gerold Baudinot Technik Leiter Institut für angewandte Informationstechnologie
Peter Biller Technik Leiter Zentrum für angewandte Mathematik und Physik
Jason Hauser Technik Leiter Institut für Nachhaltige Entwicklung
Bernd Heinlein Technik nicht bekannt
Arnd Jung Technik Leiter Labor für Metallische Materialien
Bruno Neininger Technik Dozent für Atmosphäre & Meteorologie
Dirk Penner Technik Dozent keramische Materialien
Nils A. Reinke Technik Dozent für Physik
Stephan Scheidegger Technik Dozent für Physik
Jürgen Schumacher Technik Dozent für Physik
Markus Weber Sutter Technik nicht bekannt
Marion Völger Winsky Wirtschaft Leiterin Lehre Wirtschaftsrecht
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Schöne neue TV-Welt

Seit einiger Zeit tummeln sich Gestalten in meinem Fernseher, die mir kalte Schauder über den Rücken jagen, so dass ich reflexartig um- oder abschalten muss. Es sind aber nicht Monster, Ausserirdische, Ashton Kutcher oder sonstige Albtraumgestalten aus Hollywood, welche mich derart schocken.

Kind vor Fernseher

Von Stephan Eisler

Ich kann nicht anders als zu zappen. Konnte ich noch nie. Schon als Kind habe ich mit meinem Daumen unzählige Knöpfe von unzähligen Fernbedienungen totgezappt. Das hatte eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich. Okay, das Fernsehprogramm natürlich auch. In den Achtzigern wurde eben noch mehr auf kindgerechtes und pädagogisch wertvolles Programm geachtet. Eine saftige Ohrfeige und eine Dosis Ritalin hätten mich wohl auch davon abgehalten, beim Spielen den Grossteil der elterlichen Bude in Einzelteile zu zerlegen. Aber meine Eltern hatten da wohl einen anderen Ansatz…

Früher war das Fernsehprogramm besser. Zugegeben, die Bildqualität war beschissen. Wenn man sich das heute anschaut, ist das fast schon wieder Kult. Aber es lief mehrheitlich Gescheites; was sich nur schon daran zeigt, dass Lehrer für den Unterricht immer noch auf Filme aus dem Schulfernsehen zurückgreifen. Das ist kein Anzeichen für anstehende Pensionen oder Burnouts – das Zeug hatte Qualität. Selbst Anfang und Mitte der Neunziger hielt sich ein Mindestmass an Anspruch im öffentlich-rechtlichen wie auch im Privatfernsehen. Mit dem Fall der Mauer wurden die Leute verständlicherweise etwas lockerer; das musste ja irgendwann zu neuen Sendungen führen, die dem Zuschauer Gelegenheit geben, auch mal das Hirn zu lüften. Seit damals hat meine Zapperei nichts mehr mit Auswahl, sondern mit Flucht zu tun. Und es sollte noch schlimmer kommen.

In den letzten zehn Jahren nahm eine besondere Art Sendung immer mehr Sendezeit ein: Reality-TV. Dass die ach so „echten“ Dokus und Castingshows teilweise arg gescriptet sind, ist ein offenes Geheimnis. Deren Erfolgsgeheimnis bleibt ein Rätsel. Ebenso die Antwort auf die Frage, warum man sich so etwas antut. Um es mit dem deutschen Kabarettisten Serdar Somunçu zu sagen: Fernsehen ist heutzutage Unterhaltung von Asozialen mit Asozialen für Asoziale. Ich hätte es jetzt nicht ganz so krass formuliert. So „asi“ sind wir Zuschauer ja auch wieder nicht – vor allem nicht alle. Aber in einem Punkt hat der Mann Recht. Dass Hartz-IV-Empfänger und schwer integrierbare Migranten gerne für solche Sendungen gecastet werden, ist nicht zu übersehen. Kommt aber aufs Sendegefäss an. Ritalin-Kids beispielsweise sind Bohlens Revier.

Das Prinzip ist dasselbe wie in der klassischen Tragödie: Katharsis (Seelenreinigung). Frei Schnauze heisst das, dass der Zuschauer durch das Miterleben von fremdem Scheiss seinen persönlichen Scheiss kurzfristig vergessen und dadurch besser ertragen kann. Also bei mir klappt das wunderbar. Selbst Zappen ergibt wieder Sinn. Zudem kommt der Verschleiss an Fernbedienungen immer noch billiger als eine Therapie.

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